„Ich jage nie zwei Hasen mit einmal“, hat Bismarck einst als sein Erfolgsrezept verraten. Die Arbeitswelt und mit ihr die Arbeiter kranken an der zunehmenden Beschleunigung und Reizüberflutung. Aus diesem Dilemma versuchen nicht wenige durch Multi-Tasking zu entkommen. Oder sie richten ihre Aufmerksamkeit nur noch auf elektronische Helfer, wodurch die sonstige Umwelt keine Wertschätzung erfährt. Wenn Sie sich dieser Tatsache bewusst werden, haben Sie eine erste große Hürde genommen.
Ausgerechnet den klassischen Benimmregeln soll hier ein gebührender Platz eingeräumt werden. Ein Widerspruch? Ja und Nein. Denn einerseits sagt eine aufgehaltene Tür oder ein nachgeschenktes Wasser weiterhin nichts über die wahren Werte eines Kollegen oder einer Kollegin aus und können lediglich Höflichkeiten sein, von denen sich der einzelne mehr Erfolg erhofft. Andererseits jedoch sind ausgerechnet diese Aufmerksamkeiten ein Schritt zum heilenden Knigge hin. Wie das? Fällt Ihnen an dem Wort „Aufmerksamkeiten“ etwas auf? Richtig! Es leitet sich ab von Aufmerksamkeit.
Drei Denkanstöße zum Thema Aufmerksamkeit
- Ihre Aufmerksamkeit kann nicht gleichzeitig beim Smartphone sein und bei ihren Kollegen!
- Ihre Aufmerksamkeit kann nicht bei Kollegen oder Mitmenschen sein, wenn ihr Gehirn keine Pausen macht von der permanenten Reizüberflutung.
- Ihre Aufmerksamkeit leidet unter Stress – und damit Ihr gutes Benehmen.
Schaden durch Ablenkung
Weil sich immer mehr Menschen im Job von E-Mails, Instant Messages und soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter ablenken lassen, entsteht der Weltwirtschaft mittlerweile ein jährlicher Produktivitätsverlust rund 500 Milliarden Euro, wie der Providerverbands Eco errechnet hat. Wie der Verband verlautet lässt, hat der der Konzentrationsverlust durch Ablenkungen mittlerweile ein Niveau erreicht, das die Vorteile der elektronischen Kommunikation wieder abnehmen. Auf Sie als Büroarbeiter heruntergebrochen heißt das: Der Produktivitätsverlust durch ständige digitale Störungen beläuft sich auf rund 12.000 Euro pro Jahr.
Um der Ablenkungsmisere zu entkommen und die Aufmerksamkeit zu forcieren, braucht es im Berufsleben eine Mischung aus klaren Regeln und Helfern.
Knigge-Kur für weniger Ablenkung
- Alles an seinem Ort: Versuchen Sie, Tätigkeiten wieder zu entkoppeln. Im Auto fahren Sie Auto. Am Schreibtisch schreiben Sie Emails. Schalten Sie den Ton von Nachrichtendiensten wie „Whats-App“ und E-Maildiensten aus.
- Legen Sie das Handy an ausgewählten Orten bewusst weg – oder nehmen Sie es nicht mit. Wenn Ihnen das schwerfällt, lesen Sie die nachfolgende Zitat des Zukunftsforschers Matthias Horx: „In wenigen Jahren wird das Suchtverhalten mit den elektronischen Medien so sanktioniert sein wie das Rauchen. Man wird dann als ungebildet und charakterschwach gelten, wenn man auf sein Smartphone starrt.”
- Deaktivieren Sie bei Outlook die Vorschaufunktion, die Ihnen auf dem Bildschirm des Computers anzeigt, ob Sie eine neue Mail erhalten haben.
- Testen Sie bestimmte Programme für Ihren Computer. Freiwilliger Zeitretter: Rescuetime läuft im Hintergrund des Computers und sagt Ihnen, mit welcher Tätigkeit Sie wie viel Zeit verbringen. Der Zeitretter hilft Ihnen dabei, ihre Zeit besser zu managen. Doch Vorsicht: Tappen Sie nicht in die Effizienzfalle. Verplanen Sie nicht die gewonnene Zeit! Nutzen Sie bewusste Pausen!
- Freiwilliger Aufmerksamkeitsverstärker: Focusbooster hilft Ihnen dabei, ihre Aufgaben zu unterteilen und warnt Sie, wenn Sie sich zu lange von einer Sache ablenken lassen.
- Freiwillige Ablenkungskontrolle: Anwendungen wie Freedom nehmen Sie, ganz Platt gesagt, vom Netz. So werden Sie nicht angezwitschert oder von einem Mailing auf eine Einkaufsseite verführt, wenn Sie eigentlich eine Präsentation erarbeiten sollen. So können Sie sich auf wesentliche Dinge fokussieren. Netter Nebeneffekt: Ohne Internet strengen Sie Ihren Kopf mehr an, klauben weniger Infos aus dem Netz zusammen, agieren Sie originärer. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Es gilt, für sich selbst den schmalen Grat zwischen Zerstreuung und Ablenkung zu erkunden – und nicht sich noch mehr zu versklaven.