Einige Unternehmen haben mittlerweile das Geschäftsessen in ihren Bewerbungstest aufgenommen. Zu Recht: Fehlende Umgangsformen fallen beim Essen besonders schnell auf. Denn: Wer wie ein Schwein schmatzt, dem nützt der bestsitzende Anzug von Kenzo nichts. Auch wenn Knigge oft genug aufs Thema Tischmanieren reduziert wird – in diesem Fall tut Beschäftigung mit dem Thema gut. Nicht nur beim Bewerbungsessen, sondern generell im Restauran, in der Kantine oder beim Stehimbiss an der Tanke.
Haltung am Tisch
Die Tischmanieren beginnen mit der korrekten Haltung. Eine gut zu merkende Faustregel lautet: „Auf dem Schoß sollte eine Katze Platz finden und zwischen Rücken und Stuhllehne eine Maus.“ Das heißt: Wer Umgangsformen hat, sitzt aufrecht am Tisch. Zwischen Oberkörper und Tischkannte ist eine Handbreite abstand. Die Ellenbogen befinden sich in der Luft und nah am Körper.
Arme eng, Beine unterm Tisch
Die Arme bewegen sich parallel zum Körper und niemals seitlich. Wer sein Besteck breitarmig zum Mund führt, wirkt wie ein schaufelnder Obelix und nicht wie ein seriöser Geschäftspartner. Die Arme dürfen niemals auf dem Tisch liegen und schon gar nicht darunter. Erlaubt ist, die Hände bis zur Manschette abzulegen. Aufrechte Sitzhaltung bedeutet auch, dass der Kopf während des Essens nicht zum Essen wandert. In diesem Fall würde nämlich die Katze plötzlich zwischen Rücken und Stuhllehne passen. Wohin mit den Beinen? Normal eng kreuzen, nicht übereinanderschlagen. Falle Sie mit Ihrem Fuß jemanden Berühren: Kurz entschuldigen.
Es hält sich darüber hinaus hartnäckig das Gerücht, dass es im Mittelalter und auch heute noch ein Zeichen der Zufriedenheit sei, am Tisch zu rülpsen oder gar zu furzen. Ein ähnliches Zitat wird abwechselnd Luther oder auch Goethe zugeschrieben. Zur Enttäuschung aller, die es bis heute nicht besser wissen, sei daher gesagt: Am Tisch wird weder das eine noch das andere. Es wird auch nicht thematisiert. Wer Goethe zitieren möchte, sollte sich in dessen Werk etwas besser auskennen. Reden und Schweigen ist weder das eine noch das andere, allein schon die Phrase laut Knigge dringend zu vermeiden.
Da es sich zu einigen Zeitgenossen noch immer nicht herumgesprochen hat: Nein, es wird nicht geschmatzt. Das wiederrum ist zu erreichen, indem der Mund beim Zermalmen der Speisen geschlossen bleibt. Sie wissen dies natürlich aber ein Kollege nicht? Heikle Situation. Weisen Sie den Kollegen nicht am Tisch vor anderen zurecht, sondern direkt im Anschluss in einem kleinen Zweiergespräch, das Sie nicht zu bedeutungsvoll ansetzen. Ihr Chef schmatzt? Achten Sie umso mehr auf Ihre Haltung!
Vom richtigen Zuprosten und Niesen: Zurechtweisungen
Zum Thema Zurechtweisungen am Tisch. Es niest jemand und ein Kollege wünscht Gesundheit. Oder: Beim Prosten schaut ein Kollege Ihnen nicht die eine hypnotisierende Schlage in die Augen? Dabei wissen, dass „man heute nicht mehr Gesundheit sagt“ oder „das man sich beim Prosten in die Augen schauen muss“. Widerstehen Sie dem Drang, andere Kollegen zurechtzuweisen. Von vielen Kniggefehltritten zählt Besserwisserei zu den besonders unangenehmen.
- Messer, Gabel & Co: Kleine Besteckkunde
Die Sache mit dem Besteck ist gemeinhin einfacher als sie aussieht. Beim normalen kleinen Gedeck liegt die Gabel links des Tellers, Messer und Suppenlöffel befinden sich rechts. Rechts oberhalb steht das Glas. Quer über dem Teller ruht der Dessertlöffel. Beim einfachen Mittagstisch mit Kollegen wird das Besteck mitunter in Krügen in der Tischmitte platziert. Hier decken Männer für Frauen und Rangniedere für die Ranghöheren schnell mit ein. Legen Sie dafür eine Serviette rechts neben den Teller und darauf von rechts nach links (zum Teller hin) Löffel, Messer, Gabel. Für die kleine Geste können Sie das Besteck der anderen über den Tisch reichen. Achten Sie darauf, das Besteck nicht an den Schneidflächen zu berühren. Wenn Sie täglich mit denselben Kollegen zum Essen gehen, ist jeder einmal mit Eindecken dran.
Menü: Von Innen nach Außen
Bei einem mehrgängigen Menü, wie es eigentlich zum Abendessen eher üblich ist, sieht die Sache mit den Schneidwerkzeugen auf den ersten Blick vielleicht etwas komplizierter aus. Aber auch hier können Sie wenig falsch machen. Was Sie mit der rechten Hand anfassen, liegt rechts – und umgekehrt. Nun essen Sie sich beim Besteck ganz einfach Gang für Gang von außen nach innen vor. Gibt es eine Vorspeise, nehmen Sie also ganz einfach rechts das kleinere Messer und links die kleinere Gabel, die jeweils ganz außen liegen. Wenn Sie Fisch bestellt haben, wird Ihnen ein extra Fischbesteck eingedeckt und das unnötige Besteck entfernt.
Alles im Griff: So greifen Sie stilvoll zu
Nachdem Sie wissen, welches Besteck Sie wann zur Hand nehmen, stellt sich die Frage nach dem Wie: Fassen Sie den Griff so an, dass Sie beim Messer nicht zu nah an der Schneide sind und bei der Gabel nicht zu nah am Zinken. Da das Besteck kein Handwerkszeug ist, wird es nicht mit der kompletten Hand umklammert wie ein Hammer. Achten Sie beim Schneiden von Fleisch darauf, dass Sie das Messer nicht mit einer Faust greifen, sondern stets elegant anfassen. Das Essen wird mit der Gabel zum Mund geführt – und nicht der Kopf zum Essen.
Von Stoff bis Papier: Kleiner Servietten-Knigge
Damit Ihre Gläser nach dem Essen nicht die Menüfolge erzählen und Sie das Restaurant unbefleckt verlassen können, gibt es die Serviette. Auch wenn es praktisch wäre: Die Serviette wird weder in den Hemdkragen gesteckt, noch umgebunden oder neben dem Teller liegen gelassen. Stattdessen kommt sie auf Ihren Schoß – und zwar sofort nach dem Platznehmen und nicht erst zum ersten Gang. Ausschließlich beim Essen von Spagetti dürfen Sie sich den Schutz in den Kragen stecken, wobei Sie – wie bereits erwähnt – auf Spagetti verzichten sollten.
Wenn Sie die Serviette benutzen, tupfen Sie damit Ihren Mund ab. Die Betonung liegt dabei auf dem Wort „tupfen“. Nutzen Sie die Serviette immer dann, bevor Sie etwas trinken möchten. So bleibt das Glas sauber und ansehnlich. Falls Sie während des Essens den Tisch verlassen müssen – was sich zwischen den einzelnen Gängen gehört – legen Sie die Serviette links neben dem Teller ab.
Wohin mit der benutzten Serviette?
Legen Sie Ihre Stoffserviette nach dem letzten Gang nicht auf den Teller, sondern links daneben. Falten Sie sie dabei entgegengesetzt, damit die schmutzigen Stellen nicht zu sehen sind und die benutzte Serviette nicht unappetitlich aussieht. Papierservietten wurden lange Zeit auf den leeren Teller gelegt, doch auch hier setzt sich nunmehr durch, diese wie die Stoffbrüder zu behandeln und links neben dem Tisch abzulegen.
Falls Ihnen die Serviette während des Speisens herunterfallen sollte: Krabbeln Sie bloß nicht unter die Tafel und versuchen Sie auch nicht, den Ausreißer mit den Füßen zurück zu den Händen zu befördern. Warten Sie einfach auf den Kellner und bestellen Sie eine neue.
Tipps für den stilvollen Business-Lunch
- Lassen Sie Ranghöheren und Gästen den Vortritt.
- Wählen Sie keine ausgefallenen Speisen und kein Menü, wenn Sie der Einzige wären.
- Besprechen Sie Geschäftliches nicht in der ersten halben Stunde.
- Beginnen Sie nicht mit dem Essen, bevor die anderen ihre Gerichte erhalten haben. Warten Sie, bis jeder seinen Teller hat.
- Reden Sie nicht mit vollem Mund und schließen Sie ihn beim Kauen.
- Bugsieren Sie nicht zu viel Essen auf die Gabel.
- Benutzen Sie die Serviette, bevor Sie etwas trinken. So bleibt Ihr Glas sauber.
- Greifen Sie nicht über die Teller anderer, um beispielsweise zum Salz zu gelangen.
- Essen Sie nicht mit lediglich der Gabel in der rechten Hand – es sei denn, Sie mussten unbedingt Spagetti bestellen.
- Wein am Mittagstisch ist erlaubt. Halten Sie jedoch Maß. Vorsicht: Wer nicht frühstückt, der bekommt bereits ein kleines Glas zu spüren.